In einem fernen Königreich, umgeben von dichten Wäldern und glitzernden Seen, erzählte man sich seit Jahrhunderten die Legende vom listigen Teufel, der in einer alten Ruine hausen sollte. In jenen Gemäuern, so hieß es, seien polnische Märchenschätze verborgen, denn das Schloss war einst von einem adeligen Fürsten bewohnt, der aus dem Osten kam und wundersame Geschichten mitbrachte.
Eines Tages machte sich der mutige Jäger Hans auf den Weg, um die Wahrheit über diesen geheimnisvollen Ort zu erfahren. Er packte ein paar Brezeln für die Reise ein, hörte den Klang seiner Kuckucksuhr, die ihn an die warmen Stuben der Heimat erinnerte, und ritt auf seinem treuen Pferd Gisela gen Norden. Auf seinem Weg begegnete er einer alten Kräuterfrau, die ihm verriet, dass der Teufel nicht nur Schabernack trieb, sondern auch einem verzauberten Mädchen den Schlaf geraubt hatte.
Als Hans die düstere Ruine erreichte, spürte er sogleich eine unheimliche Stille. Doch anstatt dem Teufel mit Zorn zu begegnen, begrüßte er ihn mit einem freundlichen Lächeln. Der Teufel, überrascht von dieser Herzlichkeit, zögerte. Er war es gewohnt, Menschen in Angst zu versetzen und ihnen trügerische Wünsche anzubieten. Hans jedoch hatte gelernt, dass Güte und Mut die besten Waffen gegen die Dunkelheit waren. So bot er dem Teufel einen magischen Bernstein an, den er von einer polnischen Weberin erhalten hatte. Mit seiner glühenden Kraft sollte er jeden bösen Zauber besänftigen können.
Der Teufel, gerührt von diesem Vertrauensbeweis, entschloss sich, das verzauberte Mädchen freizugeben. Sein eigenes Herz begann zu pochen, als hätte er zum ersten Mal echte Wärme gespürt. Gemeinsam verließen sie die Ruine, und das Königreich erfuhr von Hans’ Heldentat. Das Mädchen erwachte, dankbar für ihre neu gewonnene Freiheit.
Fortan lebten alle in Frieden. Der Teufel, einst voller List, hatte erkannt, dass Barmherzigkeit und Verständnis selbst die dunkelste Seele erhellen können. Und so lehrt uns diese Geschichte, dass wahre Stärke darin liegt, anderen mit offenem Herzen zu begegnen und ihnen eine Chance auf Besserung zu geben.